Stress im Netz
Gefahr für die Demokratie – Hassrede, Cyber-Mobbing und Verschwörungstheorien
Hass begleitet die Menschheitsgeschichte bzw. Gesellschaft seit jeher. Über das Internet spielen jedoch die viralen Verbreitungsmöglichkeiten eine starke Rolle. Mit dem Aufkommen des Internets wurden bereits früh Netiquette-Regeln bzw. wünschenswerte Verhaltensregeln aufgestellt. Die Frage wie im Netz kommuniziert wird, geht uns alle an.
Hate-Speech oder Hassrede im Netz meint gewalttätige Sprache. HateSpeech kennzeichnet, dass es über konstruktive Kritik hinausgeht. Damit verbunden ist eine Abwertung bzw. ein Angriff auf eine Person oder eine Personengruppe. Dies geht oftmals einher mit gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, wie bspw. Rassismus, Antisemitismus oder Sexismus. Damit verbunden ist ein direkter oder indirekter Aufruf zu Gewalt oder bestimmten Handlungen (vgl. Amadeu-Antonio-Stiftung[1]).
Darüberhinausgehend gibt es den Begriff „Toxic Speech“, der auch als gefährliche Sprache zu verstehen ist. Darunter fallen bpsw. Desinformationen und manipulierte Erzählungen bzw. abwertende Verallgemeinerungen. Andere Meinungen werden nicht akzeptiert. Debatten werden erst gar nicht geführt bzw. durch Beleidigungen versucht zu unterbinden.
Mit der Digitalisierung erweiterte sich auch die analoge Realität zu einer digitalen Realität, sodass ein erheblicher Teil der Kommunikation dort stattfindet. Diese Erweiterung erleichterte nicht nur die Kommunikation untereinander, sondern auch Mobbing im Netz – so genanntes Cyber-Mobbing. Durch die ständige Erreichbarkeit und kurzen Wege über Social Media muss Mobbing nicht mehr ausschließlich analog im persönlichen Kontakt stattfinden. Denn Cybermobbing ermöglicht Übergriffigkeiten rund um die Uhr unter dem Schleier der Anonymität. Die Opfer wissen meist nicht, wer hinter den verletzenden oder diskriminierenden Aussagen steht und was gegen die schnelle Verbreitung getan werden kann. Durch die Parallele im Internet steigt das Schädigungspotential mit teils gravierenden Folgen für die Opfer.
Dem steht man jedoch nicht hilflos gegenüber. Plattformen wie Facebook, YouTube oder Twitter bieten die Möglichkeit beleidigende Kommentare zu melden. Nationale Gesetze, wie das Strafgesetzbuch, gelten auch für Äußerungen im Internet. Counter-Speech und Kampagnen als proaktive Formen schaffen wichtige Gegenpole. Bei Letzteren kann auch Jugendarbeit durch gezielte Aktionen, wie bspw. kampagenenstark.de Öffentlichkeit schaffen.
Ein Phänomen, das nicht neu ist, aber gerade durch die Tweets von Donald Trump und mit Corona prägnanter in den Fokus der Öffentlichkeit trat, ist das Thema „Fake News“. Letztlich handelt es sich um Falschmeldungen im Netz. Diese kann man durch Prüfungen der Quelle enttarnen. Beispielseite dafür sind correctiv.org oder factsforfriends.de. Für Bilder bietet sich auch die umgekehrte Bildersuche an. Hier lädt man das Bild z.B. bei Suchmaschinenanbietern hoch. Daraufhin wird nach weiteren passenden Bildern und deren Quelle gesucht.
Auf Falschmeldungen basierend, können sich ganze Theorien und Weltbilder daraus entwickeln. Angebliche Beweise werden angeführt und Menschen bzw. Gruppen zu Sündenböcken gemacht. Besonderes Merkmal ist die Erkenntnis, dass man einer heimlichen Gruppe angehört, die Wahrheiten für sich entdeckt hat. Verschwörungstheorien gibt es in der Menschheitsgeschichte zuhauf. Mythen ranken sich um die Mondlandung, die Ereignisse am 11. September 2001 in Amerika oder den Freimaurern. Gefährlich wird es, wenn andere Meinungen nicht mehr zugelassen werden und man immer tiefer in der Materie versinkt bis hin zur Obsession und möglicher Gewalt.
Ein Werkzeug, was zur Gestaltung von Fake News herangezogen werden kann, ist auf KI basierte Software. Mit Hilfe von KI-Programmen können bspw. Nachrichten oder Bilder generiert werden, die auf den ersten Blick authentisch wirken, sodass eine Flut gefälschter Fakten entstehen kann. Mit nur wenigen Klicks, ein paar Prompts und etwas Geschick lassen sich so leicht Desinformationen generieren und verbreiten. Vor allem gewinnt die KI seit Einführung von ChatGPT in der Masse an Popularität, was viele sich zu Nutze machen. Zwar ist das Konzept von manipulierten Bildern und Texten nicht neu, allerdings entwickelt sich derlei Software in ihren Fortschritten rasant. Selbst eine auf KI-Erkennung ausgerichtete Software erkennt nicht zuverlässig, ob es sich um einen künstlich generierten Beitrag handelt.
Die Stärkung von Medienkompetenz kann helfen, Fake-News, Verschwörungstheorien oder Hassrede entgegenzutreten. Die Veränderbarkeit von Bildern, Videos und Webseiten kann in Projekten und Workshops gezeigt werden. Informationen kritisch zu reflektieren ist eine Basiskompetenz, die mit der zunehmenden Digitalisierung immer wichtiger wird.
Infos und praktische Beispiele findet ihr in unserem JAM:
https://jam-unterfranken.de/jam/stress-im-netz/